Lieber Jupp Heynckes,

schade, dass Sie sich nach der 0:1 Niederlage bei meinem 1. FC Nürnberg als ein äußerst schlechter Verlierer gezeigt haben. Die von Ihnen geäußerte Spielbewertung „Ich gebe zu, wir haben nicht gut gespielt. Aber der Gegner hat gar keinen Fußball gespielt.“ spiegelt – und mit dieser Meinung stehe ich weiss Gott nicht alleine da – in keinster Weise den Spielverlauf des Bundesligaspiels vom vergangenen Sonntag wieder.

Schade, bislang hielt ich Sie wirklich für einen ausgewiesenen Fußball-Fachmann und einen integeren Sportsmann. Aber vielleicht haben die vielen Jahre Ihres Wirkens beim FC Bayern München Ihre sachliche Wahrnehmung etwas vernebelt, oder wie anders kann man es sich erklären, dass mit solchen Bemerkungen die Verantwortung an der – verdienten – Niederlage von plötzlich beim Schiedsrichter, der Ihre Spieler „nicht ausreichend geschützt“ habe und dem 1. FC Nürnberg mit seiner „rustikalen und aggressiven Spielweise“ liegen sollte?

Vielleicht erinnern Sie sich ja noch an Ihr Auswärtsspiel in Nürnberg am 25. Spieltag der vergangenen Saison. Sicher werden Sie sich daran erinnern, denn dort hat Ihre Mannschaft ja bekanntlich die erste Saisonniederlage kassiert. Jedoch erinnere ich mich ebenfalls an ein mehr als nur rustikales Einsteigen Ihres Spielers Stefan Reinartz, der bei dieser Aktion eine schwere Verletzung des damaligen Nürnbergers Breno billigend in Kauf nahm, der daraufhin monatelang mit einem Kreuzbandriss ausfiel. Sicher, der Club ist vergangenen Samstag aggressiv zu Werke gegangen, aber dies immer in einem vertretbaren Rahmen, ohne die bewusste Verletzung eines Gegenspielers in Kauf zu nehmen.

Es ist nicht verwunderlich, dass Ihr Arbeitgeber gemeinhin als „Vizekusen“ bekannt ist. Denn wer so wenig zur Selbstkritik fähig ist, der wird niemals einen Titel holen, ganz gleich wie viel Geld in Ihren Kader gesteckt wird. Und als kleinen Tipp gebe ich Ihnen noch mit auf den Weg, sich doch mal mit einem Ihrer Führungsspieler wie Michael Ballack „Die Nürnberger haben uns den Schneid abgekauft.“) oder Ihrem Sportdirektor Rudi Völler („So zu spielen ist doch legitim.“) abzusprechen. Denn diese haben meiner Meinung nach das ganze Geschehen sachlich richtig eingeordnet.

Ihr
Marcus Schultz

P.S.: Nach einem Spiel dem gegnerischen Trainer den Handschlag zu verweigern ist ohnehin unterste Schublade und zeugt von vielem, nicht aber von Fairness oder gar Sportsgeist.